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Faktencheck - Fakten statt Meinung

Auf dieser Seite vergleichen wir Stadtwerke-Aussagen mit nachvollziehbaren und belegbaren Informationen unsereseits.
Hier geht es insbesondere um die Begründungen mit der die SWBB versucht haben, die drastische Grundpreiserhöhung dem Bürger zu vermitteln.
Der Versuch ist augenscheinlich misslungen.

Im Juli/August 2015 wurde der erstaunten Öffentlichkeit folgende Erzählung der Stadtwerke präsentiert (aus Zitaten der Verantwortlichen der SWBB):
Durch Flickschusterei der früheren Stadtwerke haben wir ein marodes Netz mit überdimensionierten Leitungen übernommen, bei dem 25% der Wärme durch schadhafte Stellen im Boden versickern.
Die bundesweit einmalig niedrigen Preise haben in der Vergangenheit zu sechsstelligen Verlusten in der Fernwärme geführt. Wir standen deshalb vor der Frage ob wir die Versorgung mit Fernwärme einstellen müssen. Wir haben uns entschlossen weiter zu machen, müssen die Preise aber anpassen, denn eine Subventionierung der Fernwärmepreise aus dem städtischen Haushalt und dem Steuerzahler kann so nicht weitergehen. Trotzdem bleibt die Fernwärme der günstigste Energieträger in Böblingen.
Die jetzige wirtschaftliche Situation ist aber so schlecht, dass die Gesellschafter der Stadtwerke (Stadt und EnBW) auf Jahre hinaus keine Erträge ihres eingesetzten Kapitals erhalten werden. Auch verzichtet die Stadt aktuell auf die ihr zustehende Konzessionsabgabe.

Was sind die Fakten?:

Behauptung Stadtwerke: Der Steuerzahler subventioniert die Fernwärme
Fakt:
Eine für jeden Bürger nachvollziehbare Begründung für diese Behauptung gibt es bisher nicht.
Bis 2012 haben sich die Stadtwerke selbst getragen und im Schnitt ein ausgeglichenes Ergebnis vorgelegt (siehe Jahresabschlüsse des Eigenbetriebs Stadtwerke). Erst ab dem Eintritt der neuen Geschäftsführung im Jahre 2012 explodieren die Kosten, ganz zu schweigen von den Millionenbeträgen, die nachweisbar für die Umwandlung des kommunalen Eigenbetriebes in eine GmbH & Co. KG ausgegeben wurden.

Auch OB Lützner hat mehrmals schriftlich bestätigt, dass der Eigenbetrieb Stadtwerke von 1969 bis 2012 ein ausgeglichenes Ergebnis (mit leichtem Überschuß) erzielt haben. Von Subventionierung kann keine Rede sein, was gesetzlich auch nicht zulässig ist.

Behauptung Stadtwerke: Es besteht ein großer Sanierungsbedarf, da in der Vergangenheit nur Flickschusterei betrieben wurde.
Fakt:
Das Netz ist mit den Stadtteilen gewachsen und hat, auch durch punktuelle Sanierungsmaßnahmen, seit über 40 Jahren verlässlich funktioniert.
Dies als Flickschusterei zu bezeichen, zeugt von wenig Sachkenntnis und ist ein Affront gegenüber den früheren Mitarbeitern und Veranwortlichen.
Die "alten" Stadtwerke haben über die Jahre hinweg im Schnitt ca. 1 Million € pro Jahr in Sanierungs- und Ausbauarbeiten gesteckt.
Der von der SWBB behauptete Sanierungs-/Investitionsbedarf und die dafür kommunizierten Beträge von 50 Millionen € sind ohne substantiellen/nachvollziehbaren Hintergrund.
Lesen Sie hierzu unser Hintergrundpapier "Marodes Netz".

Behauptung Stadtwerke: Fernwärme ist der günstigste Energieträger in Böblingen.
Fakt:
Es wird versucht dies mit einem sogenannten Vollkostenvergleich zu untermauern.
Dabei ist dieser Vergleich nur für Neukunden interessant die sich bei einem Neubau frei entscheiden können.
Für die Abnehmer im Satzungsgebiet (also die Zwangskunden) ist dies völlig irrelevant.
Für den Mieter ist es wichtig zu wissen, welche umlagefähigen Heizungskosten (Kosten für Energie, Wartung und Betriebskosten entstehen.
Für den Eigentümer/Hausbesitzer ist es wichtig, wie sich die laufenden Kosten vergleichen, wenn Anlageerneuerungen, Wartung etc. eingerechnet werden.
Vergleiche der umlagefähigen Kosten und der laufenden Kosten gibt es von den Stadtwerken nicht.

Hinzu kommt, dass das zum Vollkostenvergleich benutzte Diagramm schon alleine deshalb unbrauchbar ist, da es a) bestenfalls mit Lupe lesbar, b) mit einem unterdrückten Nullpunkt arbeitet und - ganz wesentlich c) Kostenanteile die auch bei der Fernwärme anfallen (Wartung, Pumpenausfall, Ersatz der Anlage nach ca. 30 Jahren) einfach nicht berücksichtigt, da dies lt. den Stadtwerken bei der Fernwärme, im Gegensatz zu den anderen Energieträgern, nicht notwendig ist. Diese Aussage ist schlichtweg falsch und führt zu einer Schönrechnung der Fernwärme im Kostenvergleich.

Behauptung Stadtwerke: Im Stadtwerkevergleich liegen die SWBB nach der Erhöhung im Mittelfeld in Baden-Württemberg. (Juli 2015)
Fakt:
Sich in die gemütliche Mitte eines Mitbewerbervergleiches zu legen ist keine Strategie, die im Wettbewerb am freien Markt zum Erfolg führen würde. Sie passt überhaupt nicht in diesen Raum, der von den Taten der Talenten nur so strotzt.
Es werden hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Es wird nicht berücksichtigt, dass in Böblingen die Fernwärme zu über 60% durch billige Abwärme erzeugt wird (der Rest durch Gasverbrennung). In den meisten der verglichenen Stadtwerke wird überwiegend mit Primärenergie (Gas) verwendet.
Ein ehrlicher Vergleich berücksichtigt also den Energieeinsatz und die Größe der Anlage/Versorgungsgebiet, sowie ob es sich um ein Zwangsanschlussgebiet (mit Monopol) handelt oder ein Stadtwerk sich dem freien Markt stellt.

Vergleichsgrafiken: Stadtwerkevergleich - Energieträgervergleich - Fernwärme-Index 2017

Behauptung Stadtwerke: Die Gesellschafter verzichten auf Jahre hinaus auf Ausschüttungen (GF am 30.7.2015 in der KRZ)
Wegen fehlender Erträge verzichtet die Stadt Böblingen aktuell auf die übliche Verzinsung des investierten Kapitals. (8.10.2015 Brief der GL)
Fakt:
Eine der dreistesten Fehlinformationen überhaubt, denn die Gewinne aus der Versorgungssparte (d.h. hauptsächlich aus der Wasser- und Fernwärmesparte) waren zu diesem Zeitpunkt schon bekannt,
nämlich 2014: 1,68 Mio. € -> 2015: 1,43 Mio. € -> 2016: 2,71 Mio. € -> 2017 (Prognose) 2,45 Mio. €
Durch die Intransparenz in der Berichterstattung ist nicht ersichtlich, wie sich die Gewinne zwischen Wasser- und Wärmeversorgung aufteilen.

Behauptung Stadtwerke: Durch schadhafte Stellen gehen 25 % der Fernwärme verloren“(GF Hertle am 11.02.2016 in der Stuttgarter Zeitung)
Fakt:
Eine glatte Unwahrheit. Es handelt sich hierbei um normale Wärmeverluste und nicht um schadhafte Stellen. Wärmeverluste in Höhe von 15-20% sind völlig normal, bestehen auch bei neuen Netzen und sind hauptsächlich durch die Netzstruktur und den Netzausbau begründet. Sie sind seit Beginn der Fernwärmeversorgung in Böblingen Bestandteil der Kalkulation und rechtfertigen keine Grundpreiserhöhung um 500%. Eine klare manipulative Aussage. Werden die technischen Zusammenhänge überhaupt verstanden?

 
 
 
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